Alles neu macht der Duden
Na ja, nicht alles. Aber ein paar wichtige Änderungen hat das renommierte Rechtschreibwerk in seiner Ende August erschienenen 29. Auflage schon beschlossen. Der Aufschrei – nicht nur in Lektorats- und Redaktionskreisen – ist tatsächlich laut. Rechtschreibung lässt also nicht kalt.
Drei Änderungen der neuen Duden-Auflage haben wir für Sie herausgepickt. Wer tiefer in die Materie eintauchen und nachlesen möchte, woher die
Duden-Redaktion ihr Wissen bezieht, kann dies im Amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung von 2024 tun.
Bei Partizipien englischer Verben ist neben der Endung -t auch die Endung -ed möglich, wenn der Infinitiv im Englischen auf ein stummes e endet.
Was das heißt: Alle geliked, gefaked und getimed der deutschen Sprachwelt haben nun ihre Daseinsberechtigung.
Wie wir das finden: Wir als Lektorinnen sparen uns durch diese neue Regel die eine oder andere Diskussion. Denn gerade im Werbejargon wurde „gelikt“ oft gar nicht so geliked. Die deutsche Flexion eines englischen Verbs hat außerdem häufig zu Ausspracheschwierigkeiten geführt.
Einige kaum gebräuchliche Schreibvarianten wurden gestrichen, andere hinzugefügt.
Was das heißt: Kusine, Polonäse, Tunfisch und ja, auch das Jogurt sind keine zulässigen Schreibweisen mehr. Im Gegenzug wird das Portrait wieder akzeptiert.
Wie wir das finden: Gut! Die radikale Eindeutschung mancher Schreibweisen war weit entfernt vom tatsächlichen Schriftsprachgebrauch.
Der Apostroph zur Abgrenzung des Genitiv-s bei Personennamen ist dann zulässig, wenn die Gesamtkonstruktion ein Eigenname, eine Firmenbezeichnung o. Ä. ist.
Was das heißt: Susi’s Laufmasche, das Geschäft, in dem man Strümpfe kaufen kann, darf sich so schreiben (ja, den Laden gab es wirklich). Susis Laufmasche, die sich auf ihrer Strumpfhose ausbreitet, muss ohne Apostroph auskommen.
Wie wir das finden: Auch wenn Sie es nicht glauben, wir sind auch in Bezug auf Rechtschreibung hin und wieder tolerant! Eigenschreibweisen oder Firmennamen sollen und dürfen sich gerne anders verhalten und aus der Reihe tanzen. Das erzeugt Aufmerksamkeit. Dem „Deppenapostroph“ erteilen wir in diesen Fällen unsere Zustimmung. Dass gerade diese Neuerung so viel Aufsehen erregt und in den sozialen Netzen emotionsgeladen diskutiert wird, unterstreicht einmal mehr, dass Rechtschreibung doch kein so trockenes Thema ist.
Die Tendenz in den von uns gewählten Beispielen ist deutlich sichtbar: Der Duden distanziert sich in seiner neuen Auflage von zuvor vorgenommenen Eindeutschungen und passt somit die Rechtschreibregeln an die sprachliche Praxis an. Dass der Impact des Englischen, wie er längst Realität geworden ist, nun auch im Duden-Regelwerk seinen Niederschlag findet, war längst überfällig.