Mag.a Eva Kainrad
Das mag ich:
- den dumpfen Klang beim Loslassen einer Klaviertaste
- das leichte Rascheln, wenn ein Blatt, das mir der Wind in die Wohnung geweht hat, über den Holzboden streift
- den unruhigen Klangteppich, wenn im Orchester die Instrumente gestimmt werden
Es heißt, ich sei knapp drei Jahre alt gewesen, als ich meine ersten ernsthaften Lese- und Schreibversuche unternahm. Das Interesse war früh und stark ausgeprägt – und mein Großvater hat es bemerkt. Die Liebe zu Sprache hat meinen beruflichen Werdegang bestimmt. Ich habe Germanistik studiert, als Deutschtrainerin sowie angestellte Lektorin in einem großen Medienhaus gearbeitet. Darüber hinaus gehe ich weiteren Leidenschaften nach: Ich bin auch Sozialpädagogin und Fitnesstrainerin, außerdem singe ich in einer Band.
Da ich gern unterrichte, ehrenamtlich, sportlich und musikalisch tätig bin, freue ich mich besonders über Anfragen zu sprach- und schreibbezogenen Workshops sowie über Texte aus dem Pädagogik-, Sport- und Musikbereich.
Doch egal, wovon Ihr Text handelt: Alle Buchstaben – auch das „g“ (was genau es damit auf sich hat, lesen Sie unten) – sind bei mir bestens aufgehoben.
Es ist dunkel draußen. Ich sitze in der Stube, auf der Holzbank, die achtzig Jahre alt ist und über die gesamte Länge des Raumes reicht. Vor mir am Tisch liegt ein Märchenbuch, die Seiten aus dickem Karton, die Ecken abgegriffen und von Kinder- wie Katzenzähnchen angeknabbert. Ich habe „Hänsel und Gretel“ aufgeschlagen. Es läuft laut, sehr laut, die „Zeit im Bild“, die Sendung dauert nicht mehr lang. Und dann würde es endlich so weit sein. Opa würde zu mir rücken, auf ein Wort zeigen – ich würde es vorlesen und aufschreiben. Ich mache nichts lieber als das. Wird ein Wort mit einem „g“ dabei sein? Dann riskiert mein Großvater allerdings einen Wutanfall meinerseits: Ich schreibe es immer spiegelverkehrt, und das macht mich jedes Mal sehr wütend. Manchmal so sehr, dass ich in mein Zimmer laufe und weine. Doch am nächsten Tag ist die Welt der Buchstaben wieder gut. Und abends, wenn es dunkel ist und die „Zeit im Bild“ nicht mehr aus dem Fernseher dröhnt, wird mein Großvater zu mir rücken und auf ein Wort zeigen, das ich vorlesen und aufschreiben kann.