Die kleinen Feinheiten.
Tipps zum Zitieren
in wissenschaftlichen Arbeiten
(dddj-Tutorial #2)
Egal ob du eine vorwissenschaftliche Arbeit, eine Bachelor-/Masterarbeit oder eine Dissertation schreibst, Zitate und Quellenangaben sind ein wesentlicher Bestandteil deines Textes. Alle Quellen, die du in deiner wissenschaftlichen Arbeit verwendest, alle Werke, die du zitierst, musst du anführen und gesammelt im Literaturverzeichnis mit vollständiger Quellenangabe auflisten. Wenn wir als Lektorinnen wissenschaftliche Arbeiten betreuen, achten wir auch darauf, ob die Quellenangaben einheitlich gestaltet sind. Deshalb wissen wir genau, mit welchen Schwierigkeiten Studierende hier häufig kämpfen. Deshalb geben wir dir hier ein paar Tipps, wie du dir einen Weg durch den Dschungel der Zitierstile und Publikationsformen bahnen kannst und welche Feinheiten – die in vielen Leitfäden unerwähnt bleiben – zu beachten sind, wenn du Quellenangaben erstellst.
„Zitierstil“ oder „Publikationsform“, diese Ausdrücke sagen dir nichts? Dann lies dir am besten unseren Blogpost zu den Grundlagen des Zitierens durch.
Mach dich rechtzeitig mit dem erwünschten Zitierstil und den verschiedenen Publikationsformen vertraut
Hast du dich bereits erkundigt, ob dein:e Betreuer:in oder dein Institut Vorgaben macht, welchem Zitierschema du folgen sollst? Wenn es dazu keine Vorgaben gibt, wähle selbst einen Zitierstil aus, am besten einen der geläufigen wie etwa den APA-Stil oder den Chicago-Stil. Zu diesen und anderen Zitierstilen bzw. deren deutschen Varianten wirst du nämlich verhältnismäßig einfach Leitfäden finden (z. B. auf der offiziellen Website zum APA-Stil; hier eine deutsche Variante des APA-Stils, erstellt von der Uni Mainz; auf der Website zum Chicago-Stil; hier eine deutsche Variante des Chicago-Stils mit leichten Abwandlungen, erstellt von der Uni Münster; hilfreich ist es auch, einen Blick in die originalen Printleitfäden (1) zu werfen).
In solchen Leitfäden ist unter anderem beschrieben, wie du Quellenangaben dem jeweiligen Zitierstil gemäß gestaltest. Dabei wird für unterschiedliche Publikationsformen wie etwa Monografie, Sammelband, Artikel in einer Fachzeitschrift, Lexikonartikel und Internetseite das entsprechende Zitierschema angegeben.
Auf den ersten Blick kann man sich in all den Details schon verlieren: Wo soll ein Punkt gesetzt werden, wo ein Komma? Der Titel von Monografien soll kursiv gesetzt werden, der Titel von Beiträgen eines Sammelbands aber nicht? Werden die Herausgeber:innen eines Sammelbands vor dem Titel oder danach angeführt? Unser Tipp: Nimm den einen oder anderen Titel, den du in deiner Arbeit zitieren willst, und gestalte ein Titelzitat in dem Zitierstil, dem du folgst. Geh dabei nicht von den Angaben aus, die du auf der Titelseite und Titelrückseite findest. Dort stehen nämlich auch Informationen, die im Titelzitat gar nicht enthalten sein sollen, wie beispielsweise die ISBN-Nummer. Geh umgekehrt von den Vorgaben deines Zitierschemas aus und füge Schritt für Schritt die einzelnen Angaben ein, die das Schema vorsieht, zum Beispiel: Autor:in, Haupttitel, Untertitel, Auflage, Verlagsort, Verlagsname, Erscheinungsjahr. Achte dabei darauf, dass du zwischen diesen Angaben – also etwa zwischen Untertitel und Auflage oder zwischen Auflage und Verlagsort – genau die Satzzeichen verwendest, die vom Schema vorgegeben sind. Auch zwischen Haupttitel und Untertitel sollte stets dasselbe Zeichen stehen.
Auch zwischen Haupttitel und Untertitel sollte stets dasselbe Zeichen stehen. In deinen Quellen wirst du hier unterschiedliche Varianten finden: Punkt, Gedankenstrich oder Doppelpunkt. Dies solltest du nicht übernehmen, sondern jenes Zeichen wählen, das dein Zitierstil vorsieht.
Beginne möglichst früh, dir deinen Zitierstil anzueignen, indem du Literaturnotizen, Zusammenfassungen etc. mit einer Quellenangabe versiehst, die deinem Zitierstil folgt. So wirst du schnell mit deinem Zitierstil vertraut sein, und korrektes Zitieren wird dir bald keine Mühe mehr machen.
Was tun, wenn mein Zitierleitfaden keine Angaben zu einer bestimmten Publikationsform macht?
Welchen Publikationsformen sind die Quellen, die du in deiner Arbeit zitieren willst, zuzuordnen? Sind Publikationsformen dabei, zu denen du in deinem Leitfaden keine Angaben findest? Willst du beispielsweise aus einem Vortrag, den du bei einer Konferenz gehört hast, zitieren oder einen online erschienenen Bericht? Wie zitiert man einen Eintrag aus einem Online-Lexikon, wie ein YouTube-Video?
Wichtig ist, dass du deine Quellenangaben einheitlich gestaltest. Lege dir deshalb selbst ein Schema zurecht, wie du solche Publikationsformen zitieren willst.
In vielen Leitfäden wirst du nur Angaben zu den gängigsten Publikationsformen finden. Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen. Wenn dein Leitfaden keine Angaben zu einer Publikationsform macht, kannst du Quellen, die dieser zuzuordnen sind, auch nicht „falsch“ zitieren. Wichtig ist nur, dass du deine Quellenangaben einheitlich gestaltest. Jede Quellenangabe zu Werken einer Publikationsform, zum Beispiel zu Videos, sollte also stets demselben Schema folgen. Lege dir deshalb selbst ein Schema zurecht, wie du solche Publikationsformen zitieren willst. Als Orientierung dient dir hier die Frage: Welche Angaben sind wichtig, damit mein:e Leser:in die Passage, auf die ich mich beziehe, möglichst schnell findet? Außerdem kannst du Anregungen bei anderen Zitierstilen finden, die Angaben zu solchen Publikationsformen machen. Hier findest du eine vergleichsweise umfangreiche Sammlung.
Übernimm nicht eins zu eins Zitierschemata aus dem englischsprachigen Raum
Die Sammlung, die wir im vorigen Absatz erwähnt haben, erläutert den sogenannten APA-Stil, einen weitverbreiteten Zitierstil, der von der American Psychological Association eingeführt wurde und von ihr stetig weiterentwickelt wird. Es handelt sich um einen für englischsprachige Texte erarbeiteten Zitierstil. Auch andere gängige Zitierstile, wie der Chicago- oder der MLA-Stil, sind im Original englische Zitierschemata. Das bedeutet, dass du diese Schemata als Anregung nutzen kannst, sie jedoch nicht eins zu eins übernehmen solltest.
Im Englischen gelten nämlich andere Regeln der Zeichensetzung. So stehen beispielsweise Kommata und Punkte stets vor schließenden Anführungszeichen, und auch vor „and“ in einer Aufzählung kann im Englischen ein Komma stehen. Außerdem werden im Englischen andere Anführungszeichen gesetzt als im Deutschen. Dementsprechend sieht zum Beispiel der Chicago-Stil für Zeitschriftenartikel Quellenangaben der folgenden Form vor:
Shao-Hsun Keng, Chun-Hung Lin, and Peter F. Orazem, “Expanding College Access in Taiwan, 1978–2014: Effects on Graduate Quality and Income Inequality,” Journal of Human Capital 11 […] [Hervorh. durch der/die/das Joghurt]
Im Deutschen müsste das entsprechende Zitat demgegenüber so aussehen:
Shao-Hsun Keng, Chun-Hung Lin und Peter F. Orazem, „Expanding College Access in Taiwan, 1978–2014: Effects on Graduate Quality and Income Inequality“, Journal of Human Capital 11 […] [Hervorh. durch der/die/das Joghurt]
Wir empfehlen außerdem – außer der Zitierleitfaden deines Instituts sieht es ausdrücklich anders vor – einheitlich die deutschen Abkürzungen Hrsg./Hg., S., Aufl. und so weiter statt der englischen Ed., p., ed. zu verwenden. Du solltest zudem bei der Angabe zum Abrufdatum von Online-Quellen „abgerufen am“ schreiben statt „accessed“.
Wenn du eine Literaturverwaltungssoftware verwendest, achte ebenfalls darauf, dass du dort nicht einen englischsprachigen Zitierstil auswählst, sondern die entsprechende deutschsprachige Variante.
Mein Literaturverwaltungsprogramm macht das doch alles automatisch für mich?!
Literaturverwaltungssoftware, wie Citavi oder EndNote, unterstützt dich in vielerlei Hinsicht bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit, etwa indem Quellenangaben und das Literaturverzeichnis automatisiert erstellt werden können. Doch auch wenn du diese Tools nutzt, solltest du mit den gängigen Konventionen des Zitierens sowie dem spezifischen Zitierstil, den du in deiner Arbeit anwendest, vertraut sein. Warum?
Die Quellenangaben zu unterschiedlichen Publikationsformen folgen verschiedenen Schemata. Wenn du einen Artikel aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift zitierst, musst du andere Angaben anführen (z. B. den Jahrgang der Zeitschrift und die Heftnummer) als bei einer Monografie. Deshalb gibt es für die einzelnen Publikationsformen unterschiedliche Eingabemasken mit jeweils anderen Feldern. Du solltest also wissen, welcher Publikationsform deine Quelle zuzuordnen ist. Denn auch wenn eine Software das Literaturverzeichnis für dich automatisch erstellt: Vollständige und den Vorgaben entsprechende Titelzitate kann diese nur dann ausgeben, wenn du die Daten richtig in die Eingabemaske eingegeben hast. Führst du beispielsweise alle Quellen als Publikationsform Monografie in der Literaturverwaltung, egal ob es sich um einen Lexikoneintrag, einen Artikel auf einer Website oder einen Beitrag in einem Sammelband handelt, wird dein Literaturverzeichnis nicht den Vorgaben entsprechen.
Außerdem findest du in der Eingabemaske einige Felder, die du gar nicht ausfüllen musst, da es sich um Angaben handelt, die nicht im Titelzitat angeführt werden sollen. Es sind Zusatzinformationen, die du in der Literatursoftware hinterlegen kannst, falls du sie brauchst, ohne dass diese in Quellenangaben auftauchen. Brauchst du diese Informationen nicht, kannst du dir die Arbeit sparen. Dafür musst du aber wissen, welche Angaben in deinem Zitierstil angeführt werden müssen und welche nicht.
Führst du beispielsweise alle Quellen als Publikationsform Monografie in der Literaturverwaltung, egal ob es sich um einen Lexikoneintrag, einen Artikel auf einer Website oder einen Beitrag in einem Sammelband handelt, wird dein Literaturverzeichnis nicht den Vorgaben entsprechen.
Literaturverwaltungsprogramme bieten die Möglichkeit, Titelzitate von Online-Quellen automatisiert in deine Datenbank zu übernehmen. Doch auch darauf kannst du dich nicht blind verlassen. Unsere Kund:innen berichten, dass Quellen vereinzelt nicht den richtigen Publikationsformen zugeordnet wurden. Außerdem sind diese automatisch übernommenen Titelzitate nicht immer einheitlich gestaltet. So kann beispielsweise die Angabe der Auflage zwischen den Schreibweisen „8. Aufl.“, „8. Auflage“ und „achte Auflage“ wechseln. Hier musst du im Nachhinein manuell vereinheitlichen, um ein einwandfreies Literaturverzeichnis generieren zu können.
Die kleinen, aber feinen Details
Zum Schluss möchten wir dich noch auf einige Feinheiten hinweisen, die unserer Erfahrung nach häufig nicht beachtet werden.
- Seitenangaben bei Artikeln. Ganz allgemein gilt: Seitenzahlen werden nur bei den Quellenverweisen im Fließtext angeführt. Im Literaturverzeichnis erscheint dann das Titelzitat ohne Seitenangabe. Klar: Einzelne Zitate beziehen sich auf einzelne Textstellen, im Literaturverzeichnis sind jedoch all jene Werke angeführt, die du in deiner Arbeit verwendest, nicht jedoch einzelne Textstellen daraus. Manche Texte erscheinen aber nicht als eigenständiges Buch, sondern – zusammen mit anderen Texten – als Artikel in einer Zeitschrift oder als Beitrag in einem Sammelband. Sie werden als „unselbstständige Publikationen“ bezeichnet. Hier musst du auch im Literaturverzeichnis Seitenangaben machen, du musst nämlich anführen, über welche Seiten sich der jeweilige Artikel erstreckt.
- „zitiert nach“. Zitate solltest du generell der Originalquelle entnehmen. In Einzelfällen kannst du aber das Zitat aus einer anderen Quelle wiedergeben, die sich selbst auf das Originalwerk bezieht, beispielsweise wenn das Originalwerk nicht oder nur sehr schwer zugänglich ist. In diesem Fall gibst du beim Verweis im Fließtext sowohl das Originalwerk als auch das Werk, nach dem du unmittelbar zitierst, an, verbunden durch den Einschub „zitiert nach“. Im Literaturverzeichnis scheint jedoch nur das Werk auf, das du selbst in Händen bzw. auf dem Bildschirm hattest, nicht jedoch das Originalwerk.
- Groß- bzw. Kleinschreibung bei englischen Werktiteln. Im Englischen gibt es unterschiedliche Konventionen zur Groß- und Kleinschreibung in Werktiteln. Eine Konvention sieht vor, dass die meisten Wörter (außer z. B. Artikel und Präpositionen) großgeschrieben werden. Einer anderen Konvention zufolge werden auch in Werktiteln alle Wörter bis auf das erste Wort und Eigennamen kleingeschrieben. Deshalb wirst du in englischen Quellen unterschiedlich gestaltete Titel finden. Du solltest hier jedoch nicht die Originalschreibweise übernehmen, sondern dich für eine Variante entscheiden. Entweder du wählst Großschreibung (beispielsweise wie hier beschrieben) oder Kleinschreibung.
- Bis-Striche bei Seitenangaben. Bis-Striche sind lange Striche, ähnlich den Gedankenstrichen.
Seitenangaben sollten deshalb so aussehen: S. 56–72.
Diesen langen Strich erhältst du sowohl in Word als auch in deiner Literaturverwaltungssoftware durch folgende Tastenkombination: Alt + 0150, also Alt gedrückt halten und währenddessen die Ziffernfolge eintippen. Und noch ein Tipp: Damit die Seitenzahlen am Zeilenrand nicht vom „S.“ getrennt werden und in die nächste Zeile rutschen, setzt man idealerweise ein geschütztes Leerzeichen. In Word fügst du dieses mit der Tastenkombination Shift + Strg + Leertaste ein.
Möchtest du noch mehr erfahren? Wir legen dir die Website von Huberta Weigl ans Herz, die Studierende in Form von Coachings und Workshops beim Schreiben ihrer Universitätsarbeit begleitet. In ihren Blogposts widmet sie sich immer wieder Fragen zum Thema wissenschaftliches Arbeiten und Zitieren, wie zum Beispiel in diesen hier: „Wie lang soll das Literaturverzeichnis meiner Bachelor- oder Masterarbeit sein?“, Wann du ,zitiert nach‘ verwenden musst“ oder „Zitierfähig versus zitierwürdig“.
Wir wünschen frohes Schaffen!
(1) Für den APA-Stil: American Psychological Association: Publication Manual of the American Psychological Association. The Official Guide to APA Style. 7. Aufl. Washington, DC: American Psychological Association, 2020. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie gibt außerdem eine deutsche Variante der APA-Richtlinien heraus, den DGPs-Stil: Deutsche Gesellschaft für Psychologie: Richtlinien zur Manuskriptgestaltung. 5., aktual. Aufl. Göttingen [u. a.]: Hogrefe, 2019. Für den Chicago-Stil: University of Chicago Press: The Chicago Manual of Style. 17. Aufl. Chicago und London: University of Chicago Press, 2017.